Chhim Sithar ist seit 2010 Vorsitzende der Gewerkschaft der Khmer-Beschäftigten (Labor Rights Supported Union of Khmer Employees, LRSU) eines großen Casino- und Hotelkomplexes in der Hauptstadt Phnom Penh. Im Dezember 2021 entließ das Unternehmen unzählige Angestellte, es kam zu Streiks. Daraufhin wurde Chhim Sithar Anfang Jänner 2022 festgenommen und wegen "Anstiftung zu einer Straftat" angeklagt. Nach 72 Tagen in Untersuchungshaft kam sie auf Kaution frei.
Im November 2022 traf Chhim Sithar sich mit anderen Gewerkschaftssprecher*innen in Australien zu einem Austausch. Zur gleichen Zeit wurde ein internationaler Bericht von Human Rights Watch veröffentlicht, in dem Chhim Sithar die repressiven Maßnahmen der kambodschanischen Regierung kritisiert hatte.
Bei ihrer Rückkehr am 26. November nahmen die Behörden Chhim Sithar erneut fest. Ihr wurde vorgeworfen, gegen Kautionsauflagen verstoßen zu haben, von denen jedoch weder sie selbst noch ihr Rechtsbeistand gewusst hatten.
Vor ihrer Festnahme berichtete Chhim Sithar Amnesty International Folgendes: "Man hat mir gesagt, es sei nicht einfach, gegen [dieses Unternehmen] vorzugehen, weil sie groß seien und eine Menge Geld hätten. Aber wenn niemand die großen Kämpfe kämpft, wie sollen wir dann irgendjemanden zur Rechenschaft ziehen – und wie sollen wir hoffen, die anderen Kämpfe zu gewinnen?"
Dieser Appell richtet sich an Premierminister Samdech Hun Sen.