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Verzweifelte Lage im Flüchtlingslager auf Manus

9. November 2017

Das „australische Modell“ darf kein Vorbild für Österreich sein

 

Dieses Horrorsystem überhaupt als Vorbild für Österreich heranziehen zu wollen, macht mich fassungslos. Sebastian Kurz, der das immer wieder tut, muss sich darüber klar werden, dass er damit nicht nur ‚hässliche Bilder‘ schaffen, sondern Frauen, Männer und Kinder jegliche Hoffnung auf ein menschenwürdiges Leben nehmen würde.

Annemarie Schlack, Geschäftsführerin von Amnesty International Österreich

Fordern Sie die australische Regierung jetzt dazu auf, ihre Verantwortung wahrzunehmen und die notwendige Versorgung der Flüchtlinge sicherzustellen!

Essen, Wasser und medizinische Versorgung: Davon sind derzeit mehr als 600 Geflüchtete auf der Insel Manus abgeschnitten. Heute teilten die Behörden von Papua-Neuguinea mit, dass alle Menschen das Lager bis zum 11. November verlassen müssen oder das Lager zwangsgeräumt wird. Amnesty International fordert sowohl die lokalen, als auch die australischen Behörden auf, sofort Hilfe ins Lager zu bringen und nicht die Geflüchteten gewaltsam in ein neues Lager zu bringen, wo sie vor Übergriffen nicht sicher sind.

Ein Recherche-Team von Amnesty International besuchte das Lager in Lombrum auf der Insel Manus vom 27. Oktober bis 7. November. „Wir haben Manus nun schon zum dritten Mal besucht. Aber was wir hier in der letzten Woche erlebt haben, schockiert mich wirklich. Eine Katastrophe steht kurz bevor.

Kate Schuetze, Researcherin bei Amnesty International

Die mehr als 600 Menschen weigern sich, in ein anderes Lager umzuziehen. Aus Angst vor Angriffen der lokalen Bevölkerung bleiben sie in Lombrum, obwohl mit 31. Oktober alle Versorgungsleistungen eingestellt wurden. Mit jedem Tag verschlechtern sich die Lebensbedingungen; die Gesundheit hunderter Männer, Frauen und Kinder steht auf dem Spiel.

Unmenschliche Bedingungen

„Diese Menschen werden dazu gezwungen, sich zwischen zwei Dingen zu entscheiden: Essen, Wasser und medizinische Versorgung oder den Umzug an einen Ort, an dem sie berechtigterweise Angst vor Gewalttaten haben. Das kommt einer grausamen, unmenschlichen und erniedrigenden Behandlung gleich und verletzt das UN-Übereinkommen gegen Folter“, sagt Kate Schuetze.

Staaten müssen handeln

Amnesty International fordert bereits seit Längerem von der australischen Regierung, die Auslagerung der Flüchtlingsbetreuung in andere Staaten einzustellen. Australien muss die Menschen auf das eigene Staatsgebiet bringen, damit die Asylanträge ordnungsgemäß abgewickelt werden können. Australien kommt dieser völkerrechtlichen Verpflichtung nicht nach. Amnesty International fordert jetzt daher andere Staaten dazu auf, die Menschen aus Papua-Neuguinea aufzunehmen. Neuseeland hat beispielsweise wiederholt angeboten, Geflüchtete von der Insel Manus aufzunehmen, was jedoch von Australien blockiert wurde. Australien muss diese Umsiedelung in Drittstaaten ermöglichen und darf sie nicht verhindern.

Kein Modell für Österreich

Die drastischen Auswirkungen des „australischen Modells“ sollten auch ein klares Warnsignal für europäische Politiker*innen wie Sebastian Kurz sein. Kurz hat in der Vergangenheit und insbesondere im Wahlkampf immer wieder das australische Modell bzw. eine „Insellösung“ als Positivbeispiel genannt. Das „australische Modell“ ist jedoch kein Vorzeigeprojekt, weil damit Menschenrechtsverletzungen in Kauf genommen werden. Ganz im Gegenteil: Es ist ein ausgesprochen drastisches Beispiel für den grausamen Umgang mit Menschen auf der Flucht.

Wo das ‚australische Modell‘ hinführt, ist klar: Mit diesen barbarischen Methoden nehmen die verantwortlichen Regierungen bewusst unfassbares Leid in Kauf. Menschen stranden auf der Suche nach Schutz in den Lagern und verbringen dort Jahre unter menschenverachtenden Umständen – ohne Möglichkeit, einen Asylantrag zu stellen. Ich bin von der Hoffnungslosigkeit und dem physischen und psychischen Zustand der Menschen erschüttert.

Annemarie Schlack, Geschäftsführerin von Amnesty International Österreich

#RestartYourHeart

Amnesty International setzt sich mit der Kampagne #RestartYourHeart für sichere und menschenrechtskonforme Aufnahmeprogramme für geflüchtete Menschen ein.

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